Konzept Impulsreferat von Frau Regine Mühlenbrock für die EREV–Tagung vom 15.12. – 16.12.2009 in Hannover zum Thema Gesundheit. Es gilt das gesprochene Wort.
Spagat zwischen den Anforderungen und dem Alltag im Bereich der Gesundheit.
Einleitung
Im Mitarbeiterkreis haben wir die für uns wesentlichen Fragen zusammengestellt auf die ich während meines Vortrages stichwortartig eingehen werde.
So vielfältig wie sich die Erziehungsstellenarbeit im Alltag darstellt, können wir auch den Bereich Gesundheit in diesem Arbeitsfeld betrachten.
Gesundheit allgemein ist ein hohes Gut, denn wir haben nur diesen einen Körper, den wir so lange wie möglich gesund erhalten wollen.
Daraus ergeben sich drei bzw. vier wesentliche Bausteine und somit für uns entsprechende Aufgabenfelder. Diese Aufgabenfelder sind:
- Nahrung
- Schlaf
- Bewegung
- Pflege der Seele
Ebenso gelten diese Punkte für uns als Mitarbeiter um gesund und ausgeglichen unsere Arbeit tun zu können. Diese vier Punkte müssen in einer guten Balance stattfinden und damit wird es zum Balanceakt und dies wiederum wirft Fragen auf, auf die wir uns von dieser Tagung Antworten erwarten.
Fragenkomplex
Gehen wir in die Praxis und legen den Fokus aufs Kind/dem Jugendlichen.
? Eine einfache Erkältung mit laufender Nase, Husten aber kein Fieber.
= Naheliegend ist der Griff in die bewährte Hausapotheke, um die Beschwerden zu lindern.
? oder ist vor Verabreichung von Medikamenten grundsätzlich ein Arztbesuch erforderlich?
? In welcher Verantwortung stehen wir grundsätzlich bei der Vergabe von Medikamenten?
Ein weiteres Beispiel:
? Ein 15 jähriger Junge hat seit seiner frühen Kindheit einen Glaukom – einen zu hohen Augeninnendruck – was bei nicht Behandlung den Sehnerv schädigt, welches zur Erblindung führen kann. Dieser Junge benötigt 3+ täglich Augentropfen.
= Ein Balanceakt zwischen Hinführung zur Eigenverantwortung und unerlässlicher Kontrolle im Hinblick auf die gesundheitlichen Folgen.
? Auch hier wieder die Frage in welcher Verantwortung stehen wir da?
Nächstes Beispiel:
? Es mag sicher schon keiner mehr hören, das Thema Schweinegrippe und Impfschutz.
? Wer entscheidet und trägt die Verantwortung bei Impfung bzw. Nicht-Impfung?
Weitere Beispiele:
? Bei den jüngeren Kindern haben wir sicherlich noch einen hohen Einfluss auf Ernährung, Bewegung und Gesundheitsvorsorge.
Ich bin mir sicher jeder von Ihnen kennt aber auch unsere Pumi’s – Nein? Es geht um unsere pubertierenden Mitbewohner.
= Du brauchst einen Termin beim Zahnarzt! Oh, nö – kein Bock, habe keine Zeit, demnächst, ja, ja ich weiß mach ich morgen …
= Erster Termin beim Frauenarzt – kann ich die Pille nicht auch so kriegen, da geh ich nicht hin, das ist ja peinlich …
Antworten, die Ihnen sicherlich nicht unbekannt sind.
? Gesunde Ernährung ist uncool – Bewegung findet mit dem Finger auf den Telefontasten statt.
= Einsicht ist selten zu erwarten, da wir als Erwachsene ja so wie so gerade keine Ahnung haben.
? Wie viel Gesundheitsvorsorge kann ich in die Eigenverantwortung geben? Wer trägt die Verantwortung bei Verweigerung, wenn dies Schäden nach sich zieht?
Verlassen wir mal die Pumi’s und schauen uns mal die Situationen von uns als Mitarbeiter in den Erziehungsstellen an.
Ich sagte zu Anfang auch für uns sind die vier Bausteine (Nahrung, Schlaf, Bewegung, Pflege der Seele) wichtig, um gesund und ausgeglichen unsere Arbeit tun zu können. Nun tragen wir aber keinen alles abprallenden Schutzmantel, der uns vor jeglicher Erkrankung und Verletzung schützt – gut wäre so etwas oder? Fakt ist auch wir werden krank oder können uns verletzen. Würden wir in einer Einrichtung arbeiten und sind krankgeschrieben bleiben wir zu Hause, werden wieder gesund und gehen dann wieder zur Arbeit.
= Nun sind wir aber schon zu Hause und unsere Arbeit – sprich unsere Kinder – mit uns.
? Lass ich mich überhaupt krankschreiben?
? Wenn ja – darf dann das Kind in der Erziehungsstelle bleiben?
? Stellen wir uns mal folgende Situation vor:
= Ich habe mir den Arm gebrochen und ich bin krankgeschrieben. Das Kind, sagen wir mal 11 Jahre, bleibt in der Erziehungsstelle.
= Nun gibt es eine Situation, wo der sonst so ruhige Junge völlig ausrastet und sich in seiner Wut selbst verletzt, weil ich ihn durch meine körperliche Einschränkung gar nicht halten kann!
? Was nun? Wer übernimmt die Verantwortung?
Ein weiteres Beispiel zum Schluss:
? Jeder kennt das, wir sind ständig mit und für die Kinder in unserem privaten PKW unterwegs.
= Keiner kann sich davon freisprechen, wir verursachen einen Unfall.
? Wer trägt die Kosten für eventuelle körperliche Folgeschäden?
Schlussbemerkungen
Nun haben wir einen Bogen geschlagen von der einfachen Erkältung bis zu den körperlichen Folgeschäden eines Autounfalls und in diesem Bogen bleibt die Frage:
„Wo stehen wir rechtlich als Mitarbeiter in der Verantwortung oder mit welchem Freiraum können wir in diesem Spannungsbogen agieren, um in den Anforderungen des Alltags handlungsfähig und in einer gesunden Balance zu bleiben.“
Bremen, 10.12.2009
Regine Mühlenbrock